Ein paar Worte zum Winterschlaf des Igels
Um hilfsbedürftigen Igeln sachgerecht zu helfen, genügt Tierliebe allein nicht! Igelfinder sollten sich unbedingt mit einer Igelstation, einem Tierschutzverein und/oder einem Tierarzt in Verbindung setzen. Dort wird der Igel medizinisch behandelt und fachkundiger Rat erteilt, ohne den verwaiste Igelsäuglinge sowie viele kranke und verletzte Igel zu einem qualvollen Tod verurteilt sind. Nicht jeder Igel braucht Hilfe – aber jede Hilfe muss richtig sein!
Welche Igel brauchen Hilfe?
Hilfsbedürftig sind:
- Verletzte Igel: Oft deuten schon Fundort und -umstände (Straße, Bauarbeiten) auf Verletzungen hin. Tiere, die vermutlich tagelang in Gruben, Lichtschächten o.ä. ohne Wasser und Futter gefangen waren, brauchen ebenfalls Hilfe.
- Kranke Igel: Man erkennt sie meist daran, dass sie tagsüber Futter suchen, herumlaufen, -torkeln oder -liegen. Auf kranken Igeln (wie auch auf Säuglingen und Verletzten) sitzen in der warmen Jahreszeit häufig Schmeissfliegen, die ihre Eier ablegen. Kranke Igel sind apathisch, rollen sich kaum ein, sind oft mager (Einbuchtung hinter dem Kopf, herausstehende Hüftknochen). Ihre Augen stehen nicht halbkugelig hervor, sie sind eingefallen, schlitzförmig.
- Verwaiste Igelsäuglinge: Igeljunge, die sich tagsüber ausserhalb ihres Nestes befinden, noch geschlossene Augen und Ohren haben und sich womöglich kühl anfühlen, sind mutterlos und benötigen dringend Hilfe.
- Igel, die nach Wintereinbruch, d.h. bei Dauerfrost und/oder Schnee herumlaufen: Auch solche Igel findet man hauptsächlich bei Tag. Es kann sich um kranke oder schwache Alttiere handeln; Öfter sind es Jungtiere, die spät geboren, evtl. auch krank sind und/oder sich wegen des geringen Nahrungsangebots im Spätherbst kein für den Winterschlaf ausreichendes Fettpolster anfressen konnten.
- Ausnahmen: Ausnahmen bilden aufgestörte Igel. Wenn Laub- oder Reisighaufen entfernt, Holzstapel abgebaut, in Garten und Parks gearbeitet, Baumaßnahmen begonnen werden oder Hunde herumstöbern, können Igelnester zerstört sein. Dann sucht auch ein gesundes Tier tagsüber einen neuen Unterschlupf. Manchmal wechseln säugende Igelweibchen tagsüber zwischen Aufzuchtnest und einem weiteren Tagesschlafplatz.
Gesetzesvorschriften
- In Deutschland ist es generell verboten, Tiere der besonders geschützten Arten – und dazu zählt der Igel – aus der Natur zu entnehmen. Die einschlägigen Gesetzesvorschriften erlauben jedoch, hilfsbedürftige Igel sachgemäß aufzuziehen bzw. gesund zu pflegen. Das Ziel jeder Igelhilfe muss sein, die Tiere so bald wie möglich wieder gesund in die Freiheit zu entlassen.
Checkliste Erste Hilfe
- Pflegeprotokoll anlegen!
Funddatum, -uhrzeit, -gewicht und genaue Fundstelle notieren. Damit beginnt das Pflegeprotokell, in das weiterhin Gewichtszunahme, Tierarztbesuche, verabreichte Medikamente usw. eingetragen werden. - Geschlecht bestimmen!
- Igel auf Verletzungen untersuchen!
- Unterkühhlte Igel wärmen!
Eine Unterkühlung ist vorhanden, wenn sich das Tier an der Bauchseite deutlich kälter als die eigene Hand anfühlt. Eine mit guthandwarmem Wasser gefüllte Gummiwärmeflasche umwickelt man mit einem Frotteehandtuch (ohne Aufhänger, ohne Löcher oder heraushängende Fäden – Verletzungsgefahr!) und legt sie in einen passenden, hochwandigen Karton. Darauf setzt man den Igel und deckt ihn mit einem weiteren Handtuch zu. - Tierarzt und/oder Igelstation aufsuchen!
In jedem Fall und so bald wie möglich sollte man eine Igelstation und/oder den Tierarzt aufsuchen. Verletzungen zu versorgen ist Sache des Tierarztes; er hilft (wie auch die Igelstation) bei der Entfernung von Außen- und Innenparasiten. Außerdem kann er mit den entsprechenden Präparaten auch sehr geschwächten Tieren helfen. Ein kranker oder verletzter Igel ist dringend auf fachmännische Hilfe angewiesen – Unterkunft und Nahrung allein helfen ihm nicht! - Igelgehege mit Schlafhaus herrichten!
Igel sind Einzelgänger. Jeder Igelpflegling braucht also eine eigenes Gehege mit ausreichend Platz und ein Schlafhäuschen. - Füttern! Katzen- oder Hundedosenfutter oder Hackfleisch (kurz anbraten, nie roh geben!) oder Rührei (ohne Gewürze, aber mit etwas Öl in der Pfanne garen, mit der Gabel zerkleinern). Zum Trinken ein Schüsselchen Wasser (niemals Milch) hinstellen. Schwachen Tieren flößt man mittels einer Plastik-Einwegspritze (natürlich ohne Nadel!) lauwarmen, ungesüßten Fenchel- oder Kamillentee ein. Frisst der Igel in der Nacht nach der Aufnahme nicht von selbst, ist unverzüglich der Tierarzt oder die Igelstation zu benachrichtigen, da er dann meist Flüssigkeit per Injektion benötigt. Neben der medizinischen Versorgung ist das A & O der Igelpflege die richtige Fütterung.
- Gesunde Igel sofort wieder freilassen!
Haben Tierarzt oder Igelstation erkannt, dass das aufgenommene Tier keiner menschlichen Hilfe bedarf, muss der Igel umgehend an seinen Fundort bzw. in dessen unmittelbare Nähe zurückgebracht werden. - Verwaiste Igelsäuglinge!
- Winzige, noch blinde und taube Igelbabys, stellen den Tierfreund vor eine schwierige Aufgabe. Es bedarf Fachwissens, Zeit, Geduld und hoher Einsatzbereitschaft!
- Winterschlaf in menschlicher Obhut!
- Erreicht ein in menschliche Pflege genommener Igel ein für den Winterschlaf ausreichendes Gewicht (600 bis 700g) erst sehr kurz vor Wintereinbruch oder gar danach, muss man bis zum Frühjahr warten, ehe man ihn in die Freiheit entlässt. Aber auch ein Igelpflegling, der bei Menschen Überwintern muss, soll Winterschlaf halten dürfen.
- Weitere Informationen zum Thema Igel finden Sie unter:
www.pro-igel.de
www.tierschutzbund.de